Die Katastrophe von Tschernobyl

In Folge der Atomreaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl wurden große Landstriche nahe des Reaktors radioaktiv verseucht. Die atomare Wolke zog nach Norden, nach Weißrussland und kontaminierte auch dort große Landstriche. Die Menschen in der direkten Umgebung von Tschernobyl wurden umgesiedelt. In den weniger verseuchten Gebieten wurden die Grenzwerte angepasst.

Auch wenn das Unglück bereits 30 Jahre zurück liegt, leidet die Bevölkerung auch heute in den kontaminierten Gebieten unter den Folgen der Reaktorkatastrophe. Weitverbreitete Krankheiten sind Schilddrüsenkrebs, Immunschwäche und der Mangel an weißen Blutkörperchen.

Erste Hilfe in der Not

Über Kontakte organisierten Frau Balke, eine pensionierte Lehrerin aus Detmold, die Unterstützung der Betroffenen vor Ort. Weißrussische Projekte, wie der Bau von Heimen für Weisen, wurden finanziell unterstützt. Anfang der 1990er Jahre kam zum ersten Mal eine Gruppe von Müttern mit ihren zwei- bis dreijährigen Kindern zur Erholung nach Detmold.

Von da an organisierte Frau Balke jedes Jahr eine mehrwöchige Erholungsreise. Hilfe bekam sie dabei von der ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-West. Kurz vor ihrem Tod 2006 übertrug sie die Verantwortung auf eine Reihe von ehemaligen Gasteltern. Diese Ehrenamtlichen gründeten die Detmolder Arbeitsgruppe Tschernobylkinder.

Die Kinder von Tschernobyl

Mosyr liegt 80 km nördlich von Tschernobyl am Fluss Prypjat, an dem auch der Reaktor steht. Das Leben in Weißrussland ist hart. Aufgrund der großen Armut vor Ort und den geringen Löhnen leben die Menschen von dem, was sie selber anbauen können. Sie trinken die verseuchte Milch und essen die Pilze aus den Wäldern und den Fisch aus dem kontaminierten Fluss.

Alle eingeladenen Kinder kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen: Waisen, Kinder aus extremer Armut, Kinder aus kinderreichen Familien und aus Alkoholikerfamilien. Unsere Gäste kommen aus Familien, wo oft das Familienleben nicht stattfindet. Es geht darum, den Ärmsten der Armen, die auch noch unter den Folgen der Atomreaktorkatastrophe leiden müssen, unsere Solidarität zu zeigen.

Die Gruppe besteht ausgewogen aus bis zu 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 10 Jahren. Begleitet werden die Kinder von zwei BetreuerInnen aus ihrer Heimat.

Unser Erholungsprogramm in Detmold

Nach 24 Stunden Busfahrt kommen die Kinder in Detmold an und werden in der Jugendherberge untergebracht. Dort wohnen sie zwei Wochen lang, während ihnen das Team aus Ehrenamtlichen die Region zeigt: Sie besuchen die Adlerwarte, die Externsteine, das Freilichtmuseum und das Aqualip. Aber auch der Besuch beim Zahnarzt ist ein fester Bestandteil des Programms.

Anschließend werden die Kinder auf die Gastfamilien verteilt, wo sie weitere 12 Tage am Familienleben teilhaben können. Das Programm bestimmen die Gasteltern. Die Einbindung in familiäre Strukturen mit persönlicher Zuwendung hat erfahrungsgemäß zusätzlich sichtliche Entspannung und Regeneration gebracht. Der Erholungsurlaub in Deutschland endet mit dem gemeinsamen Besuch aller Beteiligten im Safaripark Stukenbrock.

Heimreise nach 4 Wochen

Die Kinder aus Mosyr verlassen uns nach knapp vier Wochen wieder und treten die Heimreise an. Jedes Kind bekommt zum Abschied zwei Bananenkartons mit auf den Weg: Der eine wird von den Ehrenamtlichen gefüllt, um den anderen kümmert sich traditionell die Gastfamilie.

Mit dem Ende des Erholungsurlaubs der Kinder beginnt für die Ehrenamtlichen die Vorbereitung für das nächste Jahr.